Thai Airways A350 Business Class - Phönix aus der Asche
Aktualisiert: 7. Dez. 2023
Thai Airways hatte man schon tot geglaubt. Die einst so stolze Airline, eine der besten der Welt, kam aus den Schlagzeilen nicht mehr heraus: Ein Korruptionsskandal schlug den nächsten, dazu kamen furchtbare Bilanzen und katastrophales Management. Fast meine ganze Verwandtschaft lebt seit knapp 40 Jahren in Thailand. Man wusste die letzten zwei Jahrzehnte: wenn man jemand bei Thai Airways gut kennt, ist das schon mehr als 50% Sicherheit, irgendeinen Job in der Airline zu erhalten, unabhängig von der vollen Qualifikation - klingt komisch, aber war tatsächlich so. Die Insolvenz kam etwa gleichzeitig mit der Corona-Krise, was die katastrophale Situation der Airline nicht gerade einfacher machte. Tausende Passagiere gingen im Kampf um ihre teuer bezahlten Tickets leer aus. Nun scheint Thai Airways wieder hochzukommen.
Die stolze Boeing B747 ist derzeit nicht mehr im Einsatz und wird wohl auch nicht mehr zurück kommen - aber die Airline hat eine erstaunliche große Flotte an neuen Flugzeugen vom Typ B787 und A350. Im Airbus A350 bin ich für den Report in der Thai Royal Silk Class, wie die Airline ihre Business Class nennt, von Denpasar nach Bangkok geflogen. Und ich war überrascht, wie sehr sich die Airline innerhalb eines halben Jahres seit dem letzten Mal verbessert hat.
VOR DEM FLUG
Check-In & Gepäck
Bei Thai Airways wird das Freigepäck für die Business Class wie bei fast allen asiatischen Airlines eher gering gehalten: 40kg sind im Ticket inklusive. Natürlich gibt es aber immer einen Check-In-Schalter für die Business-Class und Star Alliance Gold Members.
Lounge
In Denpasar nutzt Thai Airways wie auch eine ganze Reihe anderer Airlines die Premier Lounge.
Ich war recht früh da und hatte den gesamten Raum erstmal für mich und konnte auch duschen. Später war es dann mit mehreren Flügen nach Australien bumm-voll.
Hier gab es die erste Überraschung des Tages: Balinesischen Wein, und zwar sowohl Weiß- als auch Rotwein. Und zumindest der Weißwein hat wirklich ganz gut geschmeckt. Habt Ihr schon mal von balinesischem Wein gehört?
Fliegt man in Business Class ab Bangkok, kann man die Royal Silk Lounges von Thai Airways nutzen. Sie sind okay, aber gehören bestimmt nicht zu den sehr guten Lounges der Airline-Welt.
DER FLUG – Thai Airways A350 Business Class
BOARDING & ERSTER EINDRUCK - Thai Airways A350 Royal Silk Class
Man wurde freundlich beim Einsteigen begrüßt und sogar zum Platz geleitet. Das Flugzeug war allerdings auch nicht stark gebucht.
Nach dem Hinsetzen kam auch schon die Frage, was man vor dem Start gerne als Erfrischung hätte. Zur Auswahl standen Champagner, Violet Bliss (der alkoholfreie Signature Drink von Thai Airways aus Butterfly Pea Tea), Säfte und Wasser. Dazu gab es ein feuchtes Tuch.
DIE KABINE - Thai Airways A350 Royal Silk Class
Bei Thai Airways erwartet uns eine ziemlich hübsche Kabine, modern, aber mit den exotischen Mustern der Airline. Dieser Thai Airbus A350 verfügt über 321 Sitze, davon 32 in der Business Class und 289 in der Economy Class.
Die Sitze sind vergleichbar mit denen etwa im Airbus A380 von Emirates - natürlich mit Modifikationen und sehr anderen Mustern: In der Business Class habe alle Sitze direkten Gangzugang, wobei die Mittelsitze entweder kuschelig zusammen liegen mit den Konsolen zum Gang – oder mit viel Abstand zueinander. Für jeden ist also was dabei.
Bei den Fenstersitzen sind ganz klar die mit Konsole zum Gang die besten, da sie privater sind und man direkt aus dem Fenster schauen kann. Auch wenn diese Art von Business Class bei mehreren Airlines nicht neuartig ist, mag ich sie sehr.
DER SITZ - Thai Airways Royal Silk Class im Airbus A350
Bei einem Flug im Herbst 2022 hatte ich wohl ein wenig Pech: Mein Sitz hatte mehrals einen Krümel vom vorherigen Gast und der Teppichboden am Sitz hätte eine Schaumreinigung gut vertragen können. Ich fand das eher tragisch. Nicht so auf diesem Flug - alles war sauber und geputzt.
Der Sitz bietet in jeder der oben genannten Varianten den gleichen Platz. Es gibt also keinen "Verlierer-Sitz" hier.
Ein wenig wie in der Iberia Business Class im Airbus A330 und A350 wird der Tisch von vorne herunter geklappt. Er kann aber so weit bewegt werden, dass man auch bei einem gedeckten Tisch noch aufstehen kann - wenn man mal wohin muss......
Zum Schlafen kann der Sitz natürlich in ein flaches Bett verwandelt werden. Das heißt: so natürlich ist das gar nicht, denn auch heute fliegen noch eine ganze Reihe von Boeing B777 herum, die die berüchtigten "Rutschen" haben, also flach scheinende Sitze, die aber nicht 180-Grad-Winkel haben, so dass man kontinuierlich abrutscht...
Im A350 sind es richtige Betten, und sie sind komfortabel. Einen Matratzenbezug gab es auf diesem 4-Stunden-Tagesflug nicht. Eine Decke lag aber am Platz bereit. Zum Bett gefahren bietet er vor allem für die Beine ausreichend Beinfreiheit, da das Fach für die Füße nicht zu klein ausfällt.
Um die Schultern gibt es ebenfalls ausreichend Platz, da eine Armlehne aus Sitzhöhe abgesenkt wird und die andere Seite gut in eine Ausbuchtung unterhalb der Armlehne passt. Hier kann man auf jeden Fall auch auf der Langstrecke gut ruhen oder schlafen, und hier gibt es dann auch noch leichte Sitzauflagen, die zum bequemeren Schlaf über den Sitz gezogen werden. Außerdem gibt es Amenity Kits von Mandarina Duck, wenn auch mit relativ geringem Inhalt.
CATERING
Nach Erreichen der Flughöhe konnte man gleich nochmal etwas zu trinken haben, darunter Champagner von Laurent-Perrier, dazu gab es eine Melange aus Nüssen und Trockenfrüchten.
Zu Essen gab es eine Auswahl aus 3 Gerichten, die vor dem Start ausgewählt wurden. Dazu gab es kein Papiermenü, sondern es wurde auf dem Tablett der Flugbegleiterin eingegeben.
Als Vorspeise gab es Lachsröllchen - angerichtet mit etwas Lachskaviar und dekoriert mit Rosenblättern. Alle Achtung, das auf einem immer noch relativ regionalen Business-Class-Flug.
Ich hatte mich beim Hauptgericht gegen Huhn und Fisch und für Rindfleisch entschieden, und zwar für das beste Gericht der Welt: Gaeng Massaman Nuea, also Massaman-Curry mit Rindfleisch. Das sage nicht ich, sondern Massaman-Curry wurde von CNN Travel wiederholt zum besten Gericht der Welt gewählt. Und ich kann es verstehen. Die Version bei Thai Airways war nicht minder gut!
Nach dem Hauptgericht gab es noch einen Käseteller, der ebenfalls ganz nett war - und auf jeden Fall besser als bei den sonst großartigen Singapore Airlines First Class Suites.
Nach dem Käse gab es natürlich auch noch Dessert für mich (ich meine natürlich nur für den Report - LOL) - ein Schokotörtchen mit Blattgold. Dazu etwas Portwein und abschließend Kaffee. Rundum wirklich sehr gutes Catering für diesen 4-stündigen Flug.
DIE WASCHRÄUME
Die Toiletten sind wie immer beim Airbus A350 eher klein – aber sie waren sauber und als Amenities gab es Eau de Toilette und Handcreme vom Pariser Kosmetikunternehmen Institut Karité.
ENTERTAINMENT
Mein persönlicher Höhepukt zu Beginn: Thai Airways hat im Leitwerk des Airbus A350 eine Kamera eingebaut, so dass man das eigene Flugzeug live von außen sehen kann.
Der Touchscreen-Monitor ist nicht nur farbenprächtig, sondern auch sehr reaktionsfreudig. Toll ist auch die sehr reaktionsfreudige Ferbedienung in der Konsole, die außerdem eine ähnlich erfreuliche Bildschirmqualität hat wie der Haupt-Monitor.
Die Auswahl an Filmen und Serien ist nicht riesig, aber ausreichend auch für einen langen Flug. Die Audiothek könnte allerdings wirklich größer sein. Klassikfreunde werden jedenfalls nicht glücklich.
KOSTEN
Cash-Preis
Der Flug von Bali nach Bangkok kostet in der Thai Airways Business Class meist um die 500€, was für einen Flug dieser Distanz ein fairer Preis ist.
Man kann ihn auch mit Meilen buchen. Aus Deutschland bieten sich hier 2 Meilen-Programme an: Miles&More und Singapore Krisflyer.
Miles & More (und Payback)
Meilen für Miles&More kann man mit Fliegen sammeln, was immer schwieriger wird. Besser klappt es mit Payback, da man die gesammelten Payback-Punkte im Verhältnis 1:1 in Meilen bei Lufthansa Miles&More umwandeln kann. Mindestens einmal im Jahr gibt es eine Aktion, in der es nochmal einen Aufschlag von 25% gibt.
Krisflyer (und American Express)
Eine der besten Einlösemöglichkeiten ist über Singapore Airlines Krisflyer: Hier werden nur 24000 Meilen fällig. Sehr einfach an Meilen kommt man hier über die Membership Rewards von American Express, also Amex-Punkte. Im Verhältnis 3:2 lassen sich Amex-Punkte in Meilen bei Krisflyer umwandeln. 36000 Punkte braucht man also für 24000 Krisflyer-Meilen.
Bei Aktionen der American Express Gold Card zuletzt mehrfach Aktionen mit bis zu 44500 Punkten als Willkommensbonus, bei der Platinum Card waren es zuletzt bis zu 64000 Punkte. Nur mit der Amex-Gold-Jahresgebühr von 144€ plus 30€ Buchungsgebühr konnte man z.B. zu so einem schönen Flug in der Business Class kommen. Schreibt mir gern eine E-Mail (travelsingfly@gmail.com) bei Interesse an den Amex-Karten! Gerne beantworte ich Fragen und schicke Euch eine Nachricht mit Empfehlungslink, wenn es wieder eine gute Aktion gibt! Beantragt sie bitte nicht, wenn es nicht gerade eine tolle Aktion gibt. Lieber etwas abwarten und dann mehr Punkte bekommen.
FAZIT: WIE WAR'S?
Fast exklusiver wäre der Flug in der Economy Class gewesen, denn von den 289 Plätzen waren höchstens 30 belegt. Die Sitze bieten Fußstützen und recht guten Sitzabstand, sowie angenehm große Monitore mit USB-Anschluß.
Aber der Flug in der Thai Airways Royal Silk Class war ein positives Erlebnis aus mehreren Gründen. Zum einen gibt es hier im Airbus A350 (aber auch im B787 Dreamliner) ein international konkurrenzfähiges Bordprodukt, was den Sitz angeht. Dazu kommt sehr guter Service, der im letzten Jahr wieder deutlich zugelegt hat.
Und damit sind wir beim anderen Punkt: Thai Airways scheint die tiefe Krise hinter sich zu lassen. Es wäre dieser Airline nur zu wünschen, dass sie es schafft die tiefen Gräben aus Korruption und Missmanagement zu überwinden und auf alte Höhen zu fliegen. Die ersten Anzeichen sind vielversprechend.
Chok dii!
Videos zu Thaiairways auf dem Youtube-Kanal von TravelSingFly: