Das Taj Mahal - Weltwunder zwischen Kühen und sagenhafter Pracht
Aktualisiert: 18. Feb.
Wir besuchen das Taj Mahal, eines der 7 Neuen Weltwunder, von Delhi aus.
Das berührendste Bauwerk der Welt
Es gibt viele besondere Bauwerke in der Welt - die Europäer haben die Schlösser und Kathedralen, die Ägypter haben die Pyramiden, die Emirate haben meist das größte, längste, höchste irgendwas, und Indien hat das berührendste Bauwerk: Das Taj Mahal
Der Liebesbeweis in weißem Marmor weit über den Tod hinaus steht seit knapp 400 Jahren unverändert am Yamuna-Fluß. Das erste und einzige Mal in meinem Leben, dass der Anblick eines Gebäudes bei mir Gänsehaut und ein, zwei emotionale Tränen hervorrief.
Das Taj Mahal - Anreise
Viele Indien-Neulinge überlegen bestimmt lange, wie sie durch Indien reisen und sicher von A nach B kommen, ohne plötzlich ungewollt in C anzukommen. Die Anreise nach Agra ist denkbar einfach. Von Delhi verkehren zahlreiche Züge in allen Preis- und Komfortklassen, von 3 Euro für einfache, langsame Züge bis 15 Euro für die 1. Klasse im Schnellzug Vande Bharat, der einem europäischen Schnellzug ähnelt und die Strecke in 100 Minuten zurücklegt. Tickets kauft man am besten ein paar Tage zuvor online (nicht über die Seite der Indian Rail, sondern viel besser über www.RailYatri.com - oder man bittet das Hotel, das zu erledigen. Über Zugreisen zwischen Delhi und Agra gibt es einen eigenen Youtube-Report auf TravelSingFly.
Noch einfacher - und ebenfalls nicht teuer - ist es mit dem Taxi oder Uber: vom Flughafen Delhi oder auch vom Stadtzentrum dauert die Fahrt etwa 3,5 bis 4 Stunden, die Kosten liegen bei etwa 40€ pro Strecke. Uber hat den Vorteil, dass man den Preis per App weiß und es keine Probleme bei der Preisverhandlung gibt. Schließlich kann man noch über zahlreiche Agenturen einen Auto-Transfer oder auch gleich die Hin- und Rückfahrt organisiert erwerben. Aber keine Sorge: Auch in Agra stehen viele Ubers zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit, um Gäste von Agra nach Delhi zu fahren.
Agra hat auch einen Flughafen - auf Grund der Nähe zu Delhi gibt es hier aber nur wenige Flugverbindungen: Mumbai, Bangalore, Bhopal, Jaipur, Ahmedabad und Lucknow.
In Agra ist das Fotografieren aus dem Flugzeug heraus übrigens strengstens untersagt, da der Flughafen vom Militär genutzt wird... (was nicht heißt, dass Wege gefunden werden, trtzdem zu fotografieren)
Das Taj Mahal - Die Liebesgeschichte dahinter
Der Moghul-Kaiser Shah Jahan errichtete das Taj Mahal als Mausoleum für seine Lieblingsfrau, Mumtaz Mahal, die 1633 bei der Geburt ihres 14. Kindes starb.
Mumtaz war während Shah Jahans Amtszeit ab 1628 die Erste Dame oder Kaiserin und Mutter des Thronfolgers. Khas Mahal, der Teil der Agra-Festung, in dem Shah Jahan mit Mumtaz Mahal lebte, war den Überlieferungen nach der am reichsten geschmückte Palast, verziert mit purem Gold und Edelsteinen und ausgestattet mit Rosenwasserbrunnen.
Zahllose Geschichten beschreiben ihre besondere, 19 Jahre dauernde Liebesbeziehung: Der Moghul nahm die ein Jahr jüngere Mumtaz selbst in die entlegensten Gegenden seines Reiches mit und auch auf Kriegszügen war sie an seiner Seite. Nach ihrem Tod begab er sich nach den penibelst notierten Chroniken selbst in eine zweijährige Trauerphase insoliert, ohne jede Art von Lusux, ohne Musik, ohne farbige Kleidung, ohne Schmuck und ohne Parfums. - und es wird berichtet, dass er als gealterter Mann daraus hervor ging.
Das Taj Mahal - Die Anlage
Das Taj Mahal errichtete Shah Jahan, Erbauer des Roten Forts in Delhi, als Beweis seiner starken Liebe zu Mumtaz Mahal am Ufer des Yamuna-Flusses. Er selber baute es natürlich nicht: etwa 20000 Arbeiter waren in den Bau des Komplexes involviert, der 16 Jahre dauerte. Nach 22 Jahren war auch die Gartenanlage fertig.
Schon der Weg in die Anlage zum Haupttor ist beeindruckend. Das Tor wäre überall sonst ein Wahrzeichen und singuläre Attraktion, so kunstvoll und reich ist das riesige, turmbesetzte Tor aus rotem Sandstein verziert - hier ist es anders, denn es ist eben "nur" der Eingang zum Taj Mahal, das alles andere in den Schatten stellt.
Der weltberühmte Teil ist natürlich das Mausoleum selbst, mit etwa 55m x 55m Fläche, 35 Meter hoch, aus weißem Marmor und Stuck, am Ende der wunderschönen Gartenanlage und direkt am Yamuna-Fluss, der als einer der heiligen Flüsse Indiens gilt und in den Ganges mündet. Arabische Kalligraphie und kunstvolle florale Muster aus Marmor und Stein-Einlegearbeiten schmücken die Außenfront.
Der leuchtend weiße Marmor stammt aus Rajasthan, dazu kommen 28 Sorten von Edel- und Halbedelsteinen, die in den Marmor eingelegt wurden: Jaspis aus dem Punjab, Jade und Bergkristall aus China, Türkis aus Tibet, Lapis Lazuli aus Afghanistan, Saphire aus Sri Lanka.
In einer schmucklosen Grabkammer unter dem Mausoleum wurden Mumtaz Mahal und Shah Jahan begesetzt, da der Islam geschmückte Gräber verbietet. Die Halle des Taj selber zeigt sozusagen bildhaft ihre Sarkophage, wobei das Kenotaph (Fachbegriff für ein Mahnmal in Form eines leeren Sarges) des Mumtaz Mahal im exakten Zentrum liegt.
Das Kenotaph für Shah Jahan ist deutlich größer, liegt aber daneben und ist damit der einzige asymmetrische Punkt in der ansonsten perfekt symmetrischen Anlage. Beide Kenotaphe sind wunderschön mit einer Art achteckigem Zaun aus feinst gearbeitetem, in floralen Mustern geschnitzten Marmor umgeben und mit kunstvollsten Einlegearbeiten sowohl aus Pietra Dura als auch Edel- und Halbedelsteinen geschmückt.
Vor dem Mausoleum liegt die Gartenanlage im persischen bzw. Moghul-Stil mit dem zentralen, über 200 Meter langen Wasserbecken. Blumen und verschiedene Baumarten säumen die Wege. Von drei Seiten ist die Anlage mit roten Sandstein-Mauern umgeben, zum Fluss hin ist sie offen. Zwei große Gebäude aus rotem Sandstein flankieren das Taj, von denen eines eine Moschee ist.
Das Taj Mahal - Beste Tageszeit für den Besuch
Selten im Leben macht es für mich Sinn, wirklich früh aufzustehen - der Besuch Taj Mahal ist eine solche Ausnahme: Der magischste Moment ist, wenn die Morgenröte das Taj Mahal mit rosafarbenen und goldenen Schimmern umhüllt. Diese erste Stunde sollte man nutzen.
Öffnungszeiten sind 30 Minuten vor Sonnenaufgang bis 30 Minuten vor Sonnenuntergang. Die Kasse öffnet 1 Stunde vor Sonnenaufgang, und es ist die beste Entscheidung in Indien, wirklich direkt zu Beginn an der Kasse zu stehen, um diesen Moment zu erleben, der garantiert eine lebenslange Erinnerung bleiben wird.
Wichtig: Freitags ist das Taj Mahal geschlossen!
Eintritt für Nicht-Inder und Nicht-Angehörige der SAARC/BIMSTEC-Länder: 1100 INR (etwa 12€)
Über 7 Millionen Menschen besuchen das Taj Mahal pro Jahr. Davon kommen viele für eine Tagestour aus Delhi - Grund mehr für einen sehr frühen Besuch, denn bevor die großen Massen aus Delhi das Taj erreichen, haben wir alles in Ruhe erlebt.
In der Monsunzeit ist es morgens auch noch am wahrscheinlichsten, nicht vom Regen erwischt zu werden - wobei natürlich eine Reise außerhalb dieser Zeit zwischen Juli und September ratsam ist. (Ich war zur Monsunzeit dort - und hatte Glück)
Fazit:
Das Taj Mahal zu sehen gehört zu den eindrucksvollsten Momenten meines doch relativ umfassenden Reiselebens.
Agra ist oft Teil einer großen oder größeren Indienreise. Die Kombination aus Delhi, Agra und Jaipur ist eine beliebte Tour und wird von zahlreichen Reiseveranstaltern angeboten. Aber auch nur um das Taj Mahal zu sehen würde sich eine Reise von Europa aus lohnen, so besonders ist die Anlage. Ich selber war für nur 4 Tage in Delhi und Indien, und die Erinnerungen sind größer und schöner als von so manchem 3-Wochen-Urlaub. Mein Rat daher: Besser nicht zu lange verschieben und auf den idealen Zeitpunkt warten, der vielleicht nie kommen wird, sondern einfach hinfliegen, und wenn es nur für ein paar Tage ist. Die Zeitverschiebung ist nicht zu groß, dass die innere Uhr eine kürzere Reise unmöglich machen würde. Das Erlebnis dafür ist gewaltig!
Nur ein letzter Tip für Indienreisen generell, egal wie klischeebehaftet: NIE NIE NIE etwas Ungekochtes essen, kein Obst, dass man nicht selbst geschält hat, kein nicht unmittelbar gekochtes Essen. Die Grundvoraussetzung für einen unbeschwerten, erlebnisreichen Urlaub in einem der faszinierendsten Länder der Erde.