Krisflyer Sweetspot: Singapore Airlines Business Class A350 Istanbul-Singapur
Auf diesen Flug war ich doch recht gespannt, denn meine Erfahrungen mit der Airline waren zuletzt eher durchwachsen- denn selbst in der gerühmten und wirklich beeindruckenden First Class Suite war nicht alles Top!
Singapore Airlines zählt zu den Top-Airlines weltweit, und der Airbus A350 ist zu einer Art neuem Flaggshchiff der Airline geworden. Das Innenleben allerdings ist verschieden, je nach beflogener Region. Es gibt den Singapore Airlines A350 mit einer regionalen Business Class, für innerasiatische Strecken, für eine regionale Business Class sehr luxuriös, entsprechen die Sitze doch der Businesss Class im Turkish Airlines Dreamliner, aber Singapore Airlines fliegt damit auch ziemlich weite Strecken, wie Singapur-Dubai (7h) und Singapur-Adelaide (9h!) - überhaupt nicht mehr regional.
Hier geht es aber um die Business Class in der Langstrecken-Version des Airbus A350 von Singapore Airline, die übrigens auch für die Ultralangstrecke Singapur - New York eingesetzt wird, den momentan längsten Flug der Welt. - Und diese Business Class ist eine ganz andere Geschichte. Hier mein Eindruck auf dem 10-stündigen Flug von Istanbul nach Singapur.
Vor dem Flug
CHECK-IN und GEPÄCK
Check-In läuft wie überall natürlich per App und dann zusätzlich am Flughafen ab (schneller Ablauf im gigantomanischen Flughafen von Istanbul. Beim Gepäck muss man darauf achten, dass in der Business Class nur 40kg Gepäck eingecheckt werden darf – nicht die in Europa üblichen zweimal 32kg. Typisch für asiatische Airline (inkl. der Golf-Carrier!).
LOUNGE - Turkish Airlines Lounge in Istanbul (und SilverKris Lounge in Singapore)
Passagieren der Singapore Airlines Business Class steht in Istanbul die Business Lounge von Turkish Airlines offen. Turkish Airlines betreibt zwei Lounges in Istanbul, eine für eigene Statuskunden und eine für Business-Class-Reisende von Turkish und Airlines der Star Alliance wie Singapore Airlines.
Die Business Lounge von Turkish ist nicht nur wirklich schön, sondern sehr oft überfüllt. Es gibt es mehrere Live-Küchen zu bestaunen, dazu weitere Büffets. Weine gibt es auch, sie werden aber versteckt in einer Ecke angeboten. Viele Sitzgelegenheiten sind hier nötig: Man kann wie im geschäftigen Restaurant sitzen oder in ruhigeren Ecken im englischen Bibliotheksstil. Es gibt eine Kinderecke, TV-Ecke, Golf-Simulator – und einen guten Ausblick auf die riesige Wandelhalle des Flughafens und aufs Vorfeld bis hin zum Schwarzen Meer. Es gibt einiges zu sehen und zu schmecken.
Der Flug - Singapore Airlines A350 Longhaul Business Class
BOARDING und ERSTER EINDRUCK
Geboardet wird wie immer nach Klassen und Status.
Auf der Istanbul-Strecke bietet Singapore Airlines die Langstrecken-Business-Class, dazu Economy Class und Premium Economy. Eine First Class gibt’s nicht. Beim Betreten desFliegers fallen sofort die extrem breiten Sitze in 1-2-1-Bestuhlung auf, also zwei in der Mitte und je ein Sitz am Fenster
DER SITZ
Der Sitz dieser Business Class gehört zu den breitesten aller Airlines. Er ist mit cm so breit wie ein First-Class-Sitz, allerdings nicht so lang, sondern es geht ziemlich schnell in eine relativ schmale Nische für die Beine, wenn man sich hinlegen will. Ich hatte etwas eher Unbequemes erwartet – aber es kam anders. Mehr dazu weiter unten.
Es gibt mehrere Leselichter am Sitz,dazu praktische Ablagen. Im Vordersitz ist ein farbenfroher,hoch auflösender TV-Monitor eingelassen – und daneben ein Spiegel, falls man statt eines Films lieber sich selbst bewundert.
Die Mittelsitze liegen zwar nebeneinander, sind aber vollständig voneinander getrennt, es gibt keine Fuß-Spiele und man sieht auch die Person daneben nicht, sobald man sich zurücklehnt oder liegt.
Wenn man als Paar reist, kann das Nachteile, aber durchaus auch Vorteile haben, je nach Stand der Beziehung vor und nach einer Reise......
Die Bettfunktion ist etwas ungewöhnlich. Dieser Sitz lässt sich NICHT stufenlos zum Bett verwandeln. Esgeht nurbiszu einer „Relax-Position“ Danach muss der ganze Sitz nach vorne geklappt werden und verwandelt sich dann zum flachen Bett. Ein Zwischending gibt’s also nicht. Es gibt eine leichte Auflage und dazu bekommt man eine Decke.
An denSchultern ist der Sitz unglaublich bequem und breit. Beine und Füße gehen in einen echten, engen Fuß-Sarg – ABER: ist man Seitenschläfer, ist der Sitz genau so entworfen, dass man dadurch nicht gestört ist. Nur wenn man grundsätzlich flach und breitbeinig liegt, auf dem Rücken oder Bauch, wird man keine Freude haben.
AMENITY KIT
Singapore Airlines hat erst seit sehr kurzem richtige Amenity Kits an Bord. Ab 6 Stunden Flugzeit gibt’s nun ein kleines, aber hübsches Amenity Kit. Esliegt aber nicht einfach sobereit, sondernmanmuss aktiv danach fragen.
Es ist von der Londoner Kosmetik-Marke Penhaligon's gebrandet und aus grünem Kunstleder mit einem ziemlich hübschen Innenfutter. Enthalten sind Produkte von Penhaligon's, nämlich Handlotion, Gesichtsspray und Lippenbalsam. Zusätzlich gibt es in den Waschräumen Zahnbürste und Rasierzeug sowie auf Anfrage Schlafmasken.
VERPLFEGUNG UND SERVICE
Auf einer Reihe von Flügen mit Singapore Airlines in der regionalen Business Class (bis hin nach Dubai) hatte es beim Catering gehakt, selbst in der First Class – und gelegentlich auch beim Service. Es scheint, dass gerade der Service, für den Singapore Airlines lange Zeit wirklich berühmt war, in letzter Zeit inkonsistent geworden ist und man je nach Crew mal mehr oder weniger Glück hat. Auf diesem Flug war dann alles plötzlich besser.
Jeder Flug mit Singapore Airlines beginnt in der Business und First Class mit Saté-Spießen und viel, viel Erdnuss-Soße – und schon fühlt man sich in Asien! Danach geht’s gegen 14h30 los mit dem eigentlichen Mittagessen, was zugleich auch Abendessen war, denn es geht ja nach Osten.
Auf diesem Flug gab es nur eine Vorspeise, ein großer Garnelenschwanz mit Aubergine, und dann eine Auswahl von je 4 Hauptgerichten und Nachspeisen – wobei es kein vegetarisches Gericht auf der Karte gab. Natürlich kann manaber ein vegetarisches Gericht vorbestellen.
Singapore Airlines rühmt sich mit seinem „Book the Cook“ Programm, bei dem man einige Tage vor Abflug besondere Gericht vorbestellen kann. Ich hatte bereits schlechte Erfahrungen damit in der Singapore First Class, aber wollte es nochmal versuchen – mit demselben Ergebnis: „Book the Cook“ hat Short Ribs mit Maiskuchen als Hauptgericht empfohlen, und es war nur gut, wenn man sonst eher Trockennahrung isst. Die amerikanische Köchin dieses Rezeptes sollte mal beim Koch der First Class Lounge von Emirates in Dubai lernen, wo Short Ribs sagenhaft sind, und das obwohl sie wie am Fließband hergestellt werden.
Als Champagner stand auf der Karte entweder ein normal guter Piper-Heidsieck Reserve oder der 2014 Vintage von Piper-Heidsieck – leider war nur der erste verfügbar. Die Weine waren anständig, nicht mehr und nicht weniger.
Auf einen Cocktail habe ich diesmal verzichtet, nachdem die einzige Erfahrung bei Singapore Airlines eine chemisch schmeckende Fertigmischung statt eines frisch gemixten Cocktails war. Da warte ich dann lieber bis nach der Landung. Schade, wenn man bedenkt was bei den anderen Kokurrenten im Top-Bereich möglich ist: Emirates und Qatar Airways zaubern wunderbare Cocktails, und das frisch gemixt mit jedem Glas.
Nach dem Hauptgericht bekam ich die Auswahl aus Käse Schoko-Kuchen, Eiscreme und Obst – da konnte ich nur antworten: JA! Zu allem... Und alles kam mit einer richtig schönen Überraschung fürs Auge an meinen Sitz.
Insgesamt war die Crew auf diesem Flug ganz zauberhaft, und das trotz der gut besetzten Kabine. Es gab nette kleine Gespräche und es wurde proaktiv gefragt, ob man gern noch was hätte oder ob alles okay ist. Das war zuletzt nicht auf jedem Flug mit dieser Airline so.
DIE WASCHRÄUME
Die Waschräume im Airbus A350 bei Singapore Airlines sind relativ klein, aber es gibt von der Londoner Marke Penhaligon's Eau de Toilette (was bereits jemand eingesteckt hatte - oder es hatte sich in Luft aufgelöst – wer weiß...), Gesichtsspray und Handlotion – und der Klodeckel schließt sich auf Handbewegung (was ich wirklch toll finde!). Mit den an der Wand fest montierten angebrachten Stoff-Orchideen werde ich mich aber eher nicht anfreunden... - dann lieber die lustigen Wandtapeten, die es bei Air New Zealand gibt. Das wäre doch eine tolle Idee für Singapore Airlines – ein gemalter Wald oder so.... Naja, mich fragt ja keiner.....
ENTERTAINMENT
Singapore Airlines bietet eines der umfangreichsten Entertainment-Systeme aller Airlines, und ein Highlight ist hier die tolle, interaktive Flightshow. Aber auch sonst gibt es auch für sehr lange Flüge eine große Auswahl hier. Nicht nur Hollywood ist hier vertreten, sondern zahlreiche internationale Filme, bei den Serien gibt es eine große Auswahl von Sitcoms und Dokus - komplette Staffeln wie bei Emirates gibt’s allerdings nicht.
Worüber ich mich freute: In der großen Musikbibliothek gibt es auch eine große Auswahl klassischer Musik, und hier nicht nur die bekannten Highlights.
BUCHUNG – WAS HAT'S GEKOSTET
Die Zeit der günstigen Flüge ist momentan vorbei - ich bin aber zuversichtlich, dass es mittelfristig wieder billiger wird. Wenn man genau schaut und zeitlich sehr flexibel ist, kann man aber auch jetzt ein paar Schnäppchen finden.
Ein echter Tipp aber ist die Strecke Istanbul-Singapore, egal ob man das Ticket mit Geld oder Meilen bezahlt:
Regulär bezahlte Oneway-Tickets Istanbul-Singapore kosten außerhalb der Ferienzeit momentan etwa 2000 Euro bzw ca. 3300€ hin und zurück. Ab Frankfurt wird es viel teurer: 4700€ oneway und 3800-4800 hin und zurück.
Mit Meilen bezahlt wird es ganz besonders interessant:
Das Meilenprogramm von Singapore Airlines hatte zwar kürzlich eine Entwertung, aber auf diser Strecke ist es immer noch interessant: Im Gegensatz etwa zu Miles and More zählt Istanbul nicht zu Europa, sondern zur Region NaherOsten/Mittlerer Osten/Afrika und hier werden nur 56500 Meilen fällig (bis Anfang 2022 noch 49000 Meilen) – zuzüglich sehr geringer Gebühren von 30€, während man bei Lufthansa & Co. Locker mal 250€ pro Strecke an Gebühren nimmt. Dafür kann man auch nach Istanbul fliegen und ein Döner ist dort auch noch drin
Zum Vergleich: ab Deutschland und allgemein Europa werden 103500 Meilen fällig, also fast das Doppelte, bei nur anderthalb Stunden mehr Flug. Absolut überteuert und absolut nicht zu empfehlen.
Meilen sammeln bei Krisflyer ohne zu fliegen: Mit American Express
Meilen bei Krisflyer kann man ganz konventionell auf Flügen mit Singapore Airlines oder anderen Airlines der Star Alliance (wie etwa Lufthansa) sammeln – Achtung: Nicht jede Buchungsklasse ist bei Krisflyer meilenfähig!
Deutlich einfacher und schneller geht das Meilensammeln mit American Express, denn Amex ist Punktetauschpartner von Singapore Airlines. Im Verhältnis 3:2 kann man Membership Reward Points in Krisflyer-Meilen umtauschen. Interessante Flüge ergeben sich ab 24000 Meilen, entsprechend 36000 Amex-Punkten: Damit kann man etwa in der Thai Airways Business Class 4 Stunden von Bali nach Bangkok fliegen. Der Flug Istnabul-Singapore beansprucht 84750 Amex-Punkte.
FAZIT – WIE WAR'S?
Singapore Airlines hat sich selbst einen großen Namen aufgebaut – und seitdem selbstbebewusst diesen guten Ruf vor sich her getragen. Auf diesem Flug wurden fast alle Versprechen eingelöst (nur mit Book the Cook scheine ich kein Glück zu haben).
Allerdings ist es eine andere Geschichte, wenn es ein Flug in der regionalen Business Class von Singapore Airlines im Airbus A350 oder in der Boeing B787 Dreamliner ist. Diese wird auf Strecken von bis zu 9 Stunden eingesetzt. Was auf einer kurzen Strecke luxuriös wirkt, wird auf etwa 7 Stunden nach Dubai eher nervig. Zudem schien auf jedem dieser Flge das Bordprodukt insgesamt eingeschränkter inklusive fehlender Präsenz der Crew außerhalb der Servicezeiten. Fünf Sterne sehen für mich anders aus. Aber mit dem hier beschriebenen Langstreckenprodukt kann man nichts falsch machen!