Neue KLM Business Class Suite in der Boeing B777-300ER - Toller Sitz, aber der Rest...
Aktualisiert: vor 1 Tag
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Selten wurde mir auf einem Flug so klar, wie toll zwar ein moderner Sitz ist, aber wie viel doch darüber hinaus Service und Catering ausmachen. Mit KLM geht es in der brandneuen Business Class Suite von Bangkok nach Amsterdam.
KLM Business Class - Vor dem Flug
Check-In und Gepäck
Der Check-In läuft wie fast überall online. Will man vor dem Beginn des Check-Ins einen Sitz reservieren und hat keinen hohen Status bei FlyingBlue, wird es richtig teuer. Bis über 150€ hätte die Sitzplatzreservierung für den Flug von Bangkok nach Amsterdam gekostet - eine echte Unverschämtheit, derer sich leider nicht nur KLM bedient.
Beim Gepäck ist KLM großzügig: zweimal 32kg Gepäck kann man einchecken. Dazu kommt Handgepäck bis zu 18kg, plus ein weiterer persönlicher Gegenstand. Alles zum Thema Handgepäck kannst Du übrigens hier auf der Website von TravelSingFly lesen.
KLM Business Class Lounge - in Bangkok und Amsterdam
Gäste der KLM Business Class nutzen in Bangkok die Lounge von Air France. Sie ist airlinetypisch relativ schick eingerichtet, mit viel Holz und vielen Sitzmöglichkeiten. Das Angebot an Gerichten und Getränken ist relativ einfach, wenn auch mit typischen Dingen, wie etwa Macarons und Croissants, sowie Crémant. Ansonsten relativ einfache Weine.
In Amsterdam lädt die KLM Royal Crown Lounge Status- und Business-Passagiere ein. Die von mit besuchte Lounge im Schengenbereich stach vor allem in einem hervor: dreckige Sessel und Stühle wohin das Auge reicht. Dazu ein Büffet wie schlimme Kantine - absolut nicht gehoben. Macht satt, mehr nicht.
KLM Royal Crown Lounge Amsterdam: Fast kein Sitz ohne alte oder sogar frische Flecken.
Der Flug - KLM Neue Business Class Suite
Boarding & Erster Eindruck
Geboardet wird wie überall nach Status und Prioritätsgruppen.
Auf den ersten Blick betritt man eine Kabine, die für eine europäische Airline wirklich modern aussieht. Der Sitz wirkt erst sehr eng, was sich aber legt, sobald man sitzt.
Am Platz lagen bereits das Menü, die Weinkarte, Noise-Cancelling Kopfhörer und das Amenity Kit bereit. Zur Begrüßung gab es eine Auswahl aus Wasser, Orangensaft und Champagner. Eine Flasche Wasser stand ebenfalls bereits im kleinen Schränkchen des Sitzes.
KLM Business Suite in der Boeing B777-300ER - Der Sitz
Der Sitz der neuen Business Suite von KLM ist zeitgemäß und absolut modern ausgestattet: neben einem 18-Zoll-Monitor und hoch auflösender Fernbedienung gibt es induktives Laden fürs Handy, Leselicht und ein Schränkchen mit Spiegel mit Stauraum und Platz für eine Wasserflasche und die Noise-Cancelling Kopfhörer. Eine Art Tür, die eigentlich ein flexibel ausfahrbarer Sichtschutz ist, schafft Privatsphäre. Der Sitz lässt sich zum flachen Bett ausfahren, das angenehm viel Beinfreiheit bietet. Dabei sind die Sitze so geformt, dass das Liegen für linke Seitenschläfer an den linken Fensterplätzen besser ist und entsprechend für rechte Seitenschläfer auf der anderen Seite.
Eine Armlehne lässt sich absenken und verbreitert so nochmals die Liegefläche.
Der Sitz bietet auch eine Massagefunktion, die allerdings nicht unglaublich fühlbar ist.
Alles in allem ein sehr guter Sitz - und ganz klar das Highlight auf diesem Flug!
KLM World Business Class - Catering
Beim Catering hörte für mich das Vergnügen auf. KLM servierte auf diesem 12-stündigen Flug einmal Lunch und einmal eine leichtere Mahlzeit vor der Landung. Dazwischen waren Snacks m Angebot.
Essen in der KLM World Business Class
Das Menü bot zum Lunch drei Hauptgerichte zur Auswahl: Zucchini-Lasagne war das vegetarisches Gericht, als Fleischgericht gab es Hackbällchen mit Pilzsoße (unangebracht in Produktqualität und Zubereitung) - und als Fischgericht etwas Thailändisches: 3 Spezialitäten, dazu Jasminreis, was insgesamt relativ gut schmeckte und ansehnlich präsentiert war. Davor gab es Lauchsuppe oder Pomelo-Salat mit einer Garnele. Danach gab es die Auswahl zwischen Käse und süßem Dessert. Ein klares Entweder-Oder statt Sowohl-Als-auch, was bei den hohen aufgerufenen Preisen wirklich nicht in Ordnung ist. Bei der Airline des Käselandes wählte ich natürlich Käse, auch wenn es mit Gruyère, Blauschimmel und Camembert keine holländischen Sorten gab. Auf nette Anfrage von mir und nachdem alle Passagiere abserviert waren, bekam ich dann aber auch noch das Dessert: ein Teller mit drei kleinen Süßigkeiten: Macaron, ein Financier und ein Küchlein.
Die leichte Mahlzeit vor der Landung war relativ substanziell, aber qualitativ nicht sehr gut: nach einem hübsch angerichteten Couscous-Salat, der leider nach nichts schmeckte, gab es als Fleischgericht schmierigen, von Stärke strotzenden geschmorten Rindfleisch-Topf, der in einer Business Class genauso wie auch Hackbällchen in pampiger Pilz-Mehlschwitze nichts zu suchen hat.
In den 8 Stunden zwischen den festen Essenszeiten waren Snacks angekündigt: zweimal wurde der gleich Hühnchenfleisch-Wrap ausgeteilt, sehr lieblos in Alufolie auf einem kleinen Teller. In der Galley gab es ein paar Chips & Co.
Getränke in der KLM World Business Class
KLM händigt neben dem Menü auch eine Weinliste aus. Wieso? Das ist die Frage - denn die Qualität der Weine verlangt wirklich nicht nach einer List mit eingehender Beschreibung. Es gab nicht weiter nennenswerten Champagner, einen Sauvignon Blanc aus einem eigentlich guten südafrikansichen Weingut, der aber zumindest in der Luft auf Flughöhe sehr enttäuschte, dann einen anderen Weißwein - und etwas Regionales: Amsterdamer Rotwein - aber doch nicht so regional, denn der Wein kam aus Italien und wird in Amsterdam nur ins Fass gefüllt. Das Ergebnis war ein viel zu einfacher Wein, der allenfalls als Hauswein in einer einfachen Pizzeria was zu suchen hat, bestimmt aber nicht in einer hochpreisigen Business Class.
Die sehr billige Weinliste der KLM Business Class
KLM hat außerdem eine eigene Aperitif-Kreation: "Very-High Fashioned" von Bols. Leider war auch dieser Aperitif nicht mein Fall. Getoppt wurde alles nur vom mit Abstand schlechtesten Drink meines Lebens: ein Gin Tonic, bei dem viel zu viel billiger Gin in etwas Tonic Water geschüttet wurde. Absolut ungenießbar. Und das wo die Konkurrenz teilweise bis zu zehn verschiedene, frisch gemixte Cocktails anbietet! Oder EVA Airways sogar auf derselben Strecke fliegt und eine hochqualitative Flasche nach der anderen zückt.
KLM World Business Class - Der Service
Die nächste große Enttäuschung war der Service, der zu den schlechtesten Erfahrungen in 30 Jahren Fliegens zählte. Die Crew war angemessen freundlich, aber nicht mehr. Vor allem aber sah man außerhalb der Servicezeiten bis auf zwei "Snack-Verteilungen" niemand von der Crew durch die Kabine gehen.
Getränke zwischendurch habe ich mir daher jedes Mal selbst aus der Galley geholt. Einmal hab ich nach der Crew geläutet, gekommen ist 5 Minuten später jemand, und das wohl eher aus Zufall denn Absicht. Dabei war das Personal anwesend, allerdings mit Magazin-Lesen beschäftigt.
KLM World Business Class - Toiletten
Zum Service gehören auch saubere Waschräume. Besonders nach einigen Stunden Flug zeigt sich, wie es eine Airline mit der Sauberkeit hält. Auf diesem Flug wurden die Toiletten immer schmutziger. In der letzten Stunde vor der Landung waren sie überall uriniert, als wäre man nach Mitternacht auf einer öffentlichen Toilette in Amsterdam! Absolut eklig! Da ist dann auch völlig gleichgültig ob die Wände hübsch dekoriert und die Produkte von Rituals sind.
Das Personal hätte die Zeit gehabt, sich um die Toiletten zu kümmern, hatte es aber vorgezogen es zu lassen...
Entertainment
Die neuen Sitze der KLM World Business Class verfügen über schöne, normal große Monitore mit einer für Europa durchschnittlich großen Auswahl aus Filmen und Serien. Die Audiothek ist ansehnlich, wobei hier auch Klassische Musik nicht zu kurz kommt - Die Niederlande sind eben doch eine Kulturnation. Die Flight Show ist interaktiv und macht entsprechend ebenso Freude. WLAN gab es an Bord, es war aber über lange Zeit nicht verfügbar, was aber auch an der Strecke lag (über Indien ist Internet z.B. generell nicht verfügbar). Kostenlos war lediglich Messaging.
KLM World Business Class - Amenity Kit und Delfter Häuser
Das KLM World Business Class Amenity Kit in Kooperation mit Rituals ist ein hübsches blau-weißes Stofftäschchen und es enthält:
Socken, Schlafmaske, Kuli, Lippencreme und Feuchtigkeitscreme fürs Gesicht von Rituals, und Ohrstöpsel und Zahnputzzeug. Pantoffeln gibt es leider nicht, was den Gang in die eklig verschmutzten Waschräume stark vereinfacht hätte...
Eine ganz tolle und einzigartige Tradition sind die Porzellan-Häuschen im Delfter Stil, von denen jeder Gast der Business Class eines am Schluss des Fluges mitnehmen kann. Über 100 verschiedene Modelle gibt es bereits - eines für jedes Jahr dieser traditionsreichen Airline.
Fazit
KLM hat nun endlich eine neue World Business Class auf der B777-Flotte. Ein guter Sitz. Aber alles bringt nichts, wenn der Service nicht stimmt, das Catering billig ist, die Weine schlechte Discounter-Qualität haben und Sauberkeit nicht an erster und auch nicht an zweiter Stelle zu stehen scheinen. Für mich war es mit Sicherheit das letzte Mal für längere Zeit, dass ich KLM auf der Langstrecke fliege. Fast jede Airline der Konkurrenz macht das besser - wenn auch nicht alle so gute Sitze haben. Bleibt nur zu hoffen, dass es ein Umdenken im Unternehmen gibt, denn KLM und ihre über 100jährige Geschichte hätten stolze Flüge verdient.