Iberia A330 Business Class - Toller Sitz, schlechter Service
Aktualisiert: 3. Dez. 2023
IBERIA ist eine der ältesten Airlines der Welt und verbindet Europa nicht nur mit spanischen Städten und Sonnenzielen, sondern bietet besonders auch zahlreiche Verbindungen nach Mittel- und Südamerika an. Hier erzähle ich nachvielen Flügen mit der Airline von meinen Erfahrungen mit IBERIA in deren Airbus A330-200 auf einem Flug von Madrid nach Havanna – mit ein paar Vergleichen zu einem weiteren Flug, ebenfalls im A330-200 in der Iberia Business Class von Miami nach Madrid.
Vor dem Flug
CHECK-IN & GEPÄCK
Für meinen Flug nach Havanna hatte ich bereits in München eingecheckt, von wo aus Maschinen vom Typ Airbus A320 nach Madrid fliegen – also gab es keine Wartezeit für die wenigen Passagiere der Business Class. In der Iberia Business Class sind 2 Gepäckstücke à 32kg inklusive, sowie zwei Stücke Handgepäck.
DIE LOUNGE: VELAZQUEZ-LOUNGE MADRID TERMINAL 4S
Iberias Transatlantikflüge starten in Madrid in der Regel vom Satelliten-Terminal 4S. Nach der Security geht’s unterirdisch per Shuttle dorthin. Das Terminal 4S ist im Grunde eine Kopie des Terminal 4, also ähnlich schön im Design, mit der riesigen geschwungenen Holzdecke. Hier erwartet der Sala VIP Velazquez (so wird die Lounge hier genannt) die Passagiere der Business Class sowie Oneworld-Mitglieder ab Sapphire-Status. Die Lounge ist sehr weitläufig und nach oben offen. Dazu hat man freien Blick aufs Rollfeld, mit vielen, vielen Fliegern genau vor der Nase.
Es gibt eine große Auswahl an kalten und warmen Gerichten und dazu ebenso eine große Getränke-Auswahl, inklusive spanischem Cava (statt Champagner) und einer ganzen Reihe interessanter Spirituosen, auch aus Lateinamerika. Der Kaffee aus den Maschinen von Illy schmeckt ausgezeichnet. Dazu gibt’s eine ganze Reihe von Duschräumen, die nicht nur schön und wie die ganze Lounge neu sind, sondern auch geräumig und sauber. Es ist eine der schönsten Airline-Lounges Europas. Die Zeit bis zum Abflug vergeht hier wirklich auf schöne Weise.
AMERICAN AIRLINES FLAGSHIP LOUNGE MIAMI
Beim Rückflug war ich in der American Airlines Flagship Lounge, die man als Business-Class-Passagier aller Oneworld-Airlines wie eben auch Iberia nutzen darf. Auch wenn sie als Flagschiff der Airline bezeichnet wird, wirkt sie in einigen Ecken etwas altbacken.
Aber es gibt viel Platz, es gibt Ruheecken, Business Corner, viele Magazine zur Auswahl und auch gute Duschräume. - und wenn es zur Verpflegung kommt, dann sind die Standards hier wirklich sehr hoch für eine US-amerikansiche Lounge, mit vielen kalten und warmen Gerichten und sogar gutem (!) Champagner.
Im Flug - Iberia Business Class im Airbus A330-200
BOARDING & ERSTER EINDRUCK
Das Boarding verlief wie fast überall nach Gruppen, wobei die Passagiere der Business Class zuerst und jederzeit einsteigen durften. Der erste Eindruck war: ziemlich toll! Diese Iberia Business Class mit ihrer versetzten Sitzkonfiguration wirkt noch ziemlich neu. Mit hellen Farben in Grau und Braun beeindruckt sie mit angenehmem, luftigem Ambiente.
Beim Betreten des Flugzeuges fehlte leider die erhoffte Herzlichkeit, die einen sonst bei anderen Airlines fast immer erwartet - bei Iberia dagegen regelmäßig nicht. Beim Rückflug kam zum kühl-kalten Empfang sogar noch als einzige Willkommensworte: „It's not allowed“ - die Flugbegleiterin meinte damit wahrscheinlich das Filmen mit Kamera, denn ich hatte meine Videokamera in der Hand (ohne zu filmen!). Aber auf nettes Nachfragen, was „not allowed“ wäre, kam nur nochmals: „It's not allowed“. Alle Passagiere wurden übrigens auf dieselbe lieblose, desinteressierte Art nicht-willkommen geheißen, fast wie im Film. Leider ist das Fehlen von Freundlichkeit etwas, das ich mit fast allen Flügen mit IBERIA verbinde, über viele Jahre hinweg, in Economy und in Business Class, auf Kurz- und Langstrecke.
IBERIA BUSINESS CLASS A330 – KABINE UND SITZ
Wie schon erwähnt, ist das Design der Kabine gelungen und überraschend modern. Jeder Sitz hat direkten Gangzugang, mit je einem Sitz am Fenster und zwei Sitzen in der Mitte.
Die Sitze sind versetzt angeordnet, mit einer eigenen Konsole mit Ablagefläche und etwas Stauraum. Bei den Fensterplätzen ist die Konsole abwechselnd zwischen Sitz und Gang oder zwischen Sitz und Fenster. Bei den mittleren Doppelplätzen sitzt man entweder nah beieinander, mit der Konsole zwischen Sitz und Gang – oder weit auseinander und direkt am Gang, mit zwei Konsolen zwischen den Sitzen.
Die Fensterplätze mit Konsolen zwischen Sitz und Gang bieten deutlich mehr Privatsphäre – wobei man nicht zu wohlbeleibt sein darf, um ohne Probleme an der Konsole entlang vom Gang auf den Sitz zu kommen.
Alle Sitze haben eine große Ablage für Getränke und es gibt genug Stauraum, außerdem bieten sie Steckdosen- und USB-Anschluss. Sie können stufenweise bis zu einem 180-Grad flachen Bett gefahren werden. Die Kissen sind groß und die Decken schön und flauschig. Die Ablagefläche für die Füße ist nicht sehr breit, dafür gibt es aber an den Fensterplätzen nach oben hin keine Beschränkung, was sehr zum Komfort beiträgt. Unter der Fußablage gibt es dann noch Platz für die Schuhe. Mein Vater hat auf diesem Flug übrigens richtig gut geschlafen!
Der Tisch ist an der Vorderfront des Sitzes angebracht und kann von dort einfach ausgeklappt werden. Sehr praktisch: er lässt sich so verschieben, dass man auch bei voll gedecktem Tisch relativ einfach aufstehen kann.
DAS AMENITY KIT
Das Amenity Kit ist aus rotem, dicken Neopren (?) und von Beria gebrandet. Es ist vor allem praktisch und stabil – und ich verwende es immer noch. Es enthält nichts Extravagantes, aber nützliche Dinge wie Zahnbürste, Zahnpasta, Kamm, Ohrstöpsel, Socken und natürlich eine Schlafmaske. Die Amenities sind eher einfach aber funktional.
VERPFLEGUNG und SERVICE AN BORD
Der Service begann etwa 45 Minuten nach dem Start mit einem feuchten Tuch, einem Drink und Nüssen (weder warm noch gesalzen) oder Oliven. Ich hatte ein Glas Cava (also spanischer Schaumwein statt Champagner) und danach einen Gin Tonic. Das Menü für diesen 10-stündigen Flug war relativ übersichtlich – ein klares Highlight waren dabei die Weine. Beim Essen wurde alles zusammen auf einem Tablett serviert - und das war nicht in der Corona-Krise.
Die Vorspeisen waren sehr einfach: Ich hatte eine Boullion, Salat und 2 Scheiben Roastbeef. Als Hauptgang hatte ich Fisch, der wirklich ungewöhnlich gut war für ein Fischgericht in der Luft – saftig und gar nicht trocken. Auch die vegetarische Option habe ich probiert: ebenfalls sehr leckere Pasta mit Walnüssen. Aber das Tablett sah inzwischen schon gar nicht mehr schön aus, denn nichts wurde ausgewechselt.
Dessert war eine Kugel Eis: einfach, aber gut. Dazu hatte ich Espresso, der tatsächlich auch gut schmeckte.
Eine Stunde vor der Landung wurde kalter Aufschnitt als Abendessen serviert, was ich bei einem so langen Flug etwas zu leicht und auch qualitativ nicht angemessen fand – aber da hatte ich schon das tolle Essen auf Kuba in Gedanken, also egal. Zum Glück war immerhin der Wein an Bord wirklich gut, auch wenn ich nicht mehr als zwei Gläser getrunken habe.
Das Frühstück auf dem Rückflug von Miami muss aber noch erwähnt werden: es war eine wirkliche Bruchlandung – unglaublich billig und mit den trockensten Croissants meines Lebens. Und das in Business Class!
Außerhalb des Essens-Service während des Fluges erhält man an Bord diverse Getränke und Snack – so stand das auf der Menükarte. Aber die Wirklichkeit war so: niemand kam vorbei, 6 Stunden lang nicht! Die Kabine wurde auf diesem Tagesflug abgedunkelt und niemand ward ab da gesehen. Ich habe 5 Dosen Softdrinks bestellt, nicht einmal aber erhalten - also jedesmal selbst geholt und auch selbst wieder abgeräumt, während sich die Damen und Herren in der Galley, ihrem Arbeitsplatz (!), die Fingernägel feilten oder Magazine lasen. Also, Info an IBERIA: Nicht cool und hat nichts mit Gastgeben zu tun. Es ist gegensätzlich zu allen wirklich guten Erfahrungen, die ich in Spanien selbst machen durfte.
Zum Glück kam am Schluss des Fluges der Purser vorbei, um tatsächlich zu fragen, ob mir der Flug gefallen hat – und zu seinem sehr großen Erstaunen sagte ich ihm freundlich die Wahrheit, nämlich dass außer dem tollen Sitz im Grunde überhaupt nichts gestimmt hat und ich mich nie so unwillkommen und als Gast fast störend fürs Personal gefühlt habe wie auf diesem 10-stündigen Flug. Nicht zu vergessen, wie meine Erfahrungen bei anderen Airlines so sind.
ENTERTAINMENT
Das Entertainment-Programm bei IBERIA ist recht gut für eine europäische Airline, mit einer einigermaßen breiten Auswahl von Filmen, TV-Shows und Musikprogrammen. Ein echtes Highlight an Bord ist die sehr schöne und reaktionsschnelle, interaktive 3D-Flugshow, die die ganze Welt zeigt. Man kann sogar in einzelne Regionen hineinzoomen und sie etwas näher erkunden.
Der Monitor ist zwar nicht riesig, macht aber ansonsten einen qualitativ guten Eindruck. Es gab immerhin 30 Minuten gratis Internet, wenn auch nur 50MB. Ich konnte meine Mails checken und hab auch etwas Musik gehört, wobei die Kopfhörer tatsächlich noise-cancelling waren, das heißt: starke Fluggeräusche werden ausgeblendet.
BUCHUNG – WAS HAT'S GEKOSTET
Ehrlich gesagt: Hätte ich den regulären Preis von 3000 Euro für diesen Gabelflug Madrid-Havanna//Miami-Madrid gezahlt, hätte ich mich wirklich sehr geärgert, denn weder habe ich mich willkommen gefühlt, noch hat der Service irgendein Gefühl von Premium verbreitet. Allein der Sitz war gut.
Aktionen möglichst gleich mitnehmen
Allerdings hatte ich diesen Flug mit AVIOS gebucht (so nennt IBERIA ihre Meilen), und dabei eine unglaubliche Aktion genutzt: Knapp 90000 Meilen haben Hin- und Rückflug gekostet, bei nur 160 Euro Gebühren, und ich habe die Meilen auf ungewöhnliche Weise erhalten: IBERIA hatte eine Aktion, bei der jeder beliebige Flug mit 9000 Prämien-Avios belohnt wurde - und das bei der Buchung, nicht nach dem Flug selber. Ich kaufte und zahlte daraufhin zehn innerspanische Flüge, und bekam dafür insgesamt 90000 Avios. Die Flüge konnte ich natürlich nicht alle wahrnehmen. Ich glaube während dieser Aktion gab es viele Regional-Flüge, die trotz voller Buchung relativ leer geflogen sind, denn ich war nicht der einzige, der diese Aktion nutzte, ohne eigentlich fliegen zu können. (und ich könnte mir vorstellen, dass der/ die Verantwortliche für diese Aktion ziemliche Probleme bekam, denn die Aktion war ganz klar nicht zu Ende gedacht)
Mit dem Wissen, dass mich die Flüge insgesamt weniger kosteten als ein normales Economy-Ticket konnte ich das starke Fehlen beim Service also mehr als verkraften.
IBERIA PLUS und AVIOS
Noch ein paar Worte und evtl. ein paar wertvolle Informationen zu IBERIA PLUS, dem Vielfliegerprogramm von Iberia:
IBERIA PLUS ist ein hervorragendes Programm besonders für Flüge zwischen Spanien und Nord- Zentral- und Südamerika. Die Meilenbeträge (Avios) sind sehr gut, die Gebühren niedrig.
Das Vielfliegerprogramm von Iberia ist außerhalb Spaniens weniger bekannt, aber ein Blick auf dieses Programm lohnt sich wirklich, denn die Meilenwerte sind äußerst gut und die Gebühren für Meilentickets sind sehr niedrig. Damit ist es eines der besten Vielflieger-Programme für Transatlantikflüge mit Meilen. Ein Flug zwischen Madrid und New York oder sogar Chicago kostet nur 34000 Avios(Meilen) und relativ wenig Steuern und Gebühren. Auch kürzere, grenzüberschreitende Flüge oder Flüge zwischen Spanien und Westafrika (z. B. Dakar/ Senegal) können sehr lohnend sein, denn bei IBERIA werden die Meilenbeträge nach Entfernung gestaffelt, nicht nach Region. Es gibt auch eine sehr gute Avios+Cash-Option, mit der man effektiv sehr günstig die fehlenden Meilen kauft. Außerdem kann man unbegrenzt Meilen zwischen dem EXECUTIVE CLUB von British Airways und Iberia hin und her tauschen, denn beide gehören zum selben Mutterkonzern.
FAZIT – WIE WAR'S
IBERIA ist bis heute die einzige Fluggesellschaft weltweit, bei der ich mich als Gast regelmäßig nicht willkommen fühle. Dass dieses Fehlen von Empathie gegenüber dem Kunden selbst in der Business Class mit viel weniger Sitzen Standard zu sein scheint, ist doch sehr irritierend. Die Besatzung war auf dem Rückflug sogar noch unfreundlicher als auf dem Hinflug – was mir zuvor unvorstellbar schien. Bei einem 3000-Euro-Ticket noch selbst den eigenen Tisch abzuräumen und vergeblich auf weitere Getränke zu warten, ist eigentlich ein absolutes No-Go.
Ich bin dennoch froh, dass ich mit IBERIA geflogen bin, denn:
es war der Auftakt zu einem wirklich tollen Urlaub mit meinem Papa
ich habe mit dieser Meilen-Aktion trotz allem einen großartigen Wert erhalten
sonst könnte ich nicht darüber berichten, wie doof vieles war
sonst könnte ich andere Airlines nicht noch mehr wertschätzen
Wegen der tollen Meilenwerte (bzw. AVIOS) würde ich dennoch jederzeit wieder IBERIA buchen, denn günstiger kommt man nicht bequem über den Atlantik! Auch regulär sind Buchungen mit AVIOS eine sehr gute Idee – und wer weiß, vielleicht hat man ja auch mal Glück und trifft doch einmal auf eine freundliche, serviceorientierte Besatzung! Das wäre wirklich wunderbar! Die lange Geschichte dieser Airline und die wirklich schöne Kabine hätten es verdient.
Das Video zum Bericht: