Die Worst-Case First Class von Emirates
Aktualisiert: 3. Dez. 2023
Was bietet ein Morgenflug in First Class in der Emirates Boeing B777 nach Europa?
EMIRATES hat eine riesige Werbe-Maschinerie und ist bekannt als die Airline mit ausschließlich den riesigen Fliegern vom Typ Airbus A380 und Boeing B777: Der A380 bietet in der First Class Duschen, einige B777 sind mit dem „Game Changer“ ausgestattet: große Sitz-Kabinen mit bis zur Decke abschließenden Türen. Was die Werbung hier verspricht, wird auf der Langstrecke in diesen Fliegern auch geliefert: Luxus, Kaviar, Chauffeur. Was allerdings ist mit den doch sehr, sehr vielen B777, die weder Duschen noch Game-Changer-Sitze haben und auch keine Bordbar – und wenn man nicht um den halben Globus fliegt, sondern nur einige Stunden? Wir schauen uns einen minimal ausgestatteten First-Class-Flug an - mit Start um 3h früh von Dubai nach München.
NB: Ich bin durch mehr Glück als Verstand zu diesem Flug gekommen: ein DOPPELTES „OP-UP“ UPGRADE*! Gebucht hätte ich diese First Class nicht.
Vor dem Flug
CHECK-IN und GEPÄCK – und was für ein UPGRADE!!!
Es gibt bei Emirates immer separate Schalter für First Class und Platinum-Kunden, die natürlich fast immer frei sind. Wichtig ist nur zu wissen: Emirates erlaubt für die First Class auf den meisten Strecken „nur“ 50kg Freigepäck! Die europäischen Airlines erlauben dagegen 3 Gepäckstücke à 32kg. -Wenn man das nicht weiß, kann es zu sehr peinlichen (und extra teuren) Momenten am Check-In-Schalter kommen!
WIE KAM ES ZUM BESTEN UPGRADE ALLER ZEITEN?
Dieser Flug war ein im Grunde unmögliches Upgrade, nämlich von Economy auf First! Ein doppeltes Op-Up! Wie kam es dazu?
Ursprüngliches Ticket: Economy Class
Am Schluss: First Class
Ich hatte zur Zeit des Fluges Gold-Status bei Emirates Skywards. Zusätzlich hatte ich ein Flex-Ticket von Thailand nach Deutschland, also keinen Spartarif. Auf dem ersten Flugabschnitt von Bangkok nach Dubai saß ich wie gebucht in der Economy – und auch schon in der Economy eingecheckt nach München. Als ich in Dubai die Lounge betrat, wurde mir ein neues Ticket ausgehändigt: „You have been upgraded“! Ich war sehr glücklich, ich hatte die 22h Umstieg in Dubai genutzt, um meinen Report „Stopover in Dubai“ für Youtube zu drehen.
Beim Boarding dann der Hammer:
Ich war wie fast immer letzter – und dann kam am Gate dieser Satz: „You were assigned a new seat“. Ich schaue verunsichert auf die neue Bordkarte – und da steht nun: FIRST CLASS!
Ich wurde nochmals automatisch vom System upgegradet. Meine Theorie: dem Flug war wohl niemand oder fast niemand in Business gebucht war, die Economy dafür war stark überbucht. Einige kamen dann wohl gratis in die Business Class, einige oder alle Business-Passagiere in die First Class – und ich mit meinem Vollpreis-Economy-Ticket und Gold-Status kam nach dem automatischen Business-Upgrade noch einen Schritt weiter – von Economy in First!
AN BORD - EMIRATES FIRST CLASS WORST-CASE
BOARDING und ERSTER EINDRUCK
Wenn man keinen weiteren Vergleich bei Emirates hat ist das der erste Eindruck: Sensationell!
Ich war beim Ein- oder Aussteigen oft daran vorbei gegangen und bin auch schon mal „probegesessen“ - aber dieser Flug war jetzt meine ganz unerwartete Premiere in der Emirates First Class.
EMIRATES FIRST CLASS B777 (NON-GAMECHANGER) – DIE KABINE
In der Boeing B777 besteht die First Class aus 8 Sitzen, was für eine First Class wirklich viel ist. Auf meinem Flug waren fast alle Sitze belegt. Entsprechend eng wirkt die Kabine auf den ersten Blick. Allerdings sind die Sitzsuiten selbst erstaunlich geräumig. Als Material ist Wurzelholzimitat allgegenwärtig, an der Decke aller Emirates-Flieger gibt’s funkelnde Lichtpunkte – wie Sterne am Himmel – zudem auch auf dem Boden der Suiten. Alles ist für nicht-arabische Augen ziemlich „Bling-Bling“ - aber der reguläre Preis ist ja auch „Bling-Bling“. Ich finde das also absolut okay! In diesem Flieger hatte die Economy und Business Class übrigens bereits die ganz neuen Sitze, die First Class war aber noch alt, also kein „Game Changer“ - aber auch nach 10 Jahren ist sie immer noch top und ziemlich privat.
Bling-Bling in der First Class? - Ja, bitte!
EMIRATES FIRST CLASS SUITE – DER SITZ (NON-GAMECHANGER)
Unsere Sitz-Tour beginnt mit dem riesigen Monitor, ziemlich nah am Sitz. Am Monitor gibt es einen fest installierten kleinen Tisch, mit Schublade mit schönen Schreibutensilien und einer Klappe mit Gesichts-Spiegel und hochwertigen Schönheitsprodukten. Daneben gibt es eine Steckdose, zwei USB-Anschlüsse und HDMI-Anschluss.
Charakteristisch ist die berühmte Bar neben dem Sitz, die man auf Knopfdruck ausfahren kann. Sie ist zwar ungekühlt und unnötig, weil es sowieso alles sofort auf Anfrage gibt, aber sehr cool! Ein sehr großer Tisch fürs Essen oder Arbeiten kann neben der Bar ebenfalls ausgeklappt werden. Neben dem Sitz gibt es ein Fach viel Stauraum. In den Sitzlehnen befinden sich eine Fernbedienung für den Fernseher, sowie weitere kleine Ablagen. Außerdem gibt es zwei individuelle Lüftungen und insgesamt drei Lampen.
Der Monitor und auch alle Funktionen der Kabine können zudem von einem Tablet gesteuert werden, das ebenfalls am Sitz installiert ist. Man kann von hier zum Beispiel alle Lampen ein- und ausschalten, die Fensterläden öffnen und schließen, die Tür öffnen und schließen – Die Rückenstütze im Sessel stärker und weicher machen und dann natürlich auch den Sitz in alle Richtungen fahren, bis hin zum extra großen langen Bett, das äußerst bequem ist. Die Liegefläche ist extra breit, denn die Armlehnen senken sich auf Höhe der Liegefläche ab und verbreitern diese noch. Zum Schlafen wirde eine leichte Matratze aufgelegt, dazu gibt es eine weiche, leichte, richtige Decke und natürlich das große, weiche Kissen.
Ähnlich cool wie die persönliche Bar am Sitz ist dann noch die Tür, mit der man die Suite auf Knopfdruck öffnen und schließen kann. Und auch wenn man es x-mal auf Youtube gesehen hat: selber die Tür zu schließen, ist schon extrem cool!
AMENITY KIT – UND MEHR
EMIRATES verteilt auch in der Business Class hochwertige Amenity Kits von Bulgari – allerdings nur auf langen Flügen und relativ langen Nachtflügen. Auf Tagesflügen etwa von Dubai nach Frankfurt geht man leer aus. In First Class erhält man auf kürzeren Flügen ein Amenity Kit auf Anfrage, auf langen Flügen steht von Anfang an eines am Sitz bereit.
So ein Amenity Kit gibt's in der First Class bei kürzeren Strecken nur auf Anfrage
Das First Class Amenity Kit ist wie auch in der Business class von Bulgari gebrandet, separat für Damen und Herren und mit wechselndem Design. Auf diesem Flug war es aus weichem silbrig-grauen Leder und enthielt ziemlich dasselbe Innenleben wie bei den Täschchen in der Business Class: Cremes und Parfum von Bulgari, dazu Rasiercreme und ein Deodorant. Dazu kommen die Amenities, die sich unter dem Vanity-Spiegel verbergen: Gesichtstoner, Augencreme, Tüchlein, Pillow Mist (also Kissenduft zum besseren Einschlafen) und ein Schlaföl – alles von BYREDO.
Und dann gibt’s noch eine sehr schöne Mappe aus Filz mit unglaublich flauschigen Pantoffeln, hochwertiger Schlafmaske und einem Pyjama drin, der nicht nur gut aussieht, sondern auch noch hydroaktiv ist. Emirates gibt übrigens nur in der First Class Pyjamas aus, in der Business Class nicht. Die Filzmappe nutze ich übrigens heute als Mappe für Noten.
VERPFLEGUNG und SERVICE
Was in der Regel ein echtes Highlight ist, war leider der Schwachpunkt dieses frühen Morgen-Fluges (Start um 03:20h früh):
So wie es auf kürzeren Tagesflügen in der Business Class kein Amenity Kit gibt, gibt es in der First Class auf solchen mittellangen Flügen frühmorgens kein großes, exklusives Essen, sondern nur eine erweitere Form von Frühstück. Es gibt also keinen Kaviar-Service, der etwa auf der gleichen Strecke tagsüber und abends angeboten wird, und auch kein richtiges großes, mehrgängiges Essen.
Es gibt auf frühen Morgenflügen in Emirates First Class nicht nur keinen Kaviar-Service, sondern allgemein keinen großen Essens-Service, nur Frühstück und leichte Gerichte
Hätte ich den regulären Preis bezahlt oder mit Meilen upgegradet, wäre ich schon ziemlich enttäuscht bis verärgert. Schließlich könnte man aus einem anderen Flug umgestiegen sein und aus einer Zeitzone, in der gerade Mittag oder Abend wäre und man entsprechend essen möchte. Das Frühstück war natürlich umfangreich und auch sehr hochwertig, aber auch nicht außergewöhnlich.
Dazu gibt es in der First Class Suite immer einen persönlichen Snackkorb mit Trüffel-Chips, Vitamin-Brausetabletten und Luxus-Lakritze. Man kann also etwas knabbern, ohne den Sitz zu verlassen oder jemand zu fragen. Natürlich aber vermisst man aber auch die Bord-Bar, die es ja nur im Emirates Airbus A380 gibt, nicht aber auf der Boeing B777.
Wirklich spektakulär ist die Wein- und Champagner-Wahl an Bord der Emirates First Class, und da gab es auch ganz früh am Morgen alles ohne Einschränkung: Es gab Champagner von Dom Perignon, einmal regulär von 2008 und einmal Rosé von 2006 (Handelspreis über 300€). Aber viel wichtiger: er schmeckt wirklich großartig. Zuletzt gab es aber nur den regulären Dom Perignon.
Ein Glas Dom Pérignon Rosé zum Frühstück... - daneben die Bar im Sitz
Ähnlich fantastisch ist die Weinauswahl, darunter 40-jährigen Portwein und durchwegs hervorragende Weine. Nur schade, dass es ganz früh am Morgen war – der schlechteste Zeitpunkt für eine Weinprobe.
In Sachen Wein gibt es übrigens bei Emirates eine sehr genaue Planung: Emirates kauft vielversprechende Weine oft schon frühzeitig an und lagert sie dann in Frankreich in den eigenen Weinkellern, in die Emirates zuletzt etwa 500 Millionen Euro investiert hat, mit einem Fassungsvermögen von 7 Millionen Flaschen. Einige davon sind erst zwanzig Jahre später für den Ausschank geplant!
ENTERTAINMENT
Das Entertainment-System von EMIRATES gilt als das beste und vielfältigste der Welt, mit über 4000 verschiedenen Optionen (natürlich in allen Klassen verfügbar und gratis).
Die Anzahl an Filmen aus der ganzen Welt ist atemberaubend, ähnlich das Angebot an Serien. Während andere Airlines immer nur ein paar Folgen einer Serie zeigen, kann man bei Emirates immer gleich eine ganze Staffel sehen. Dazu kommt Live-TV, Online-Games, Podcasts und eine riesige Musik-Bibliothek. Und in der First-Class erhält man für den Flug sehr coole, exzellente Noise-Cancelling Kopfhörer. Man hört damit wirklich nur Musik und keinerlei Fluggeräusche.
Großartige Noise-Cancelling Kopfhörer von Bower & Wilkins und ein riesiger Monitor in der Emirates First Class
BUCHUNG – WAS HAT'S GEKOSTET?
Bei der First Class wird’s richtig teuer, und es gab zuletztregelrechte Preisexplosionen bei Emirates: Der Oneway-Flug zwischen Dubai und München kostet etwa 5500 Euro – ein Hin- und Rückflug liegt aktuell bei etwa 7500 Euro! Ich hatte nach vielen Jahren mit Emirates dieses Mal unverschämt viel Glück: Ich habe für das Flex-Ticket von Deutschland nach Thailand und zurück etwa 820 Euro gezahlt.
Teuer für ein Economy-Ticket – aber unglaublich günstig, wenn man am Schluss einen Abschnitt davon in First erleben darf!
FAZIT – WIE WAR'S?
Zunächst einmal: Mit meinem fast unmöglichen Upgrade hatte ich wirklich mehr Glück als Verstand und war ich happy wie man nur happy sein kann! Allerdings muss man schon wissen, dass auf einem 6-stündigen Flug am ganz frühen Morgen nicht der große Essens-Service und auch nicht der Kaviar-Service aufgetischt wird, sondern eine deutlich verkleinerte Version. Hätte ich den Flug richtig bezahlt – bar oder mit Meilen -, wäre ich enttäuscht gewesen. Und auch allgemein ist ein First-Class-Flug auf einer älteren Boeing B777 zwar auch toll, aber nicht zu vergleichen mit dem Airbus A380, wo es sowohl die Bar Lounge hinten auf dem Oberdeck gibt, sondern für die First Class auch die Duschen an Bord. Nach mittlerweile mehreren Flügen in der Emirates First Class würde auf jeden Fall deshalb immer den Airbus A380 vorziehen – auch vor der Game-Changer-B777.
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* Op-Up: Optional Upgrade – Ein Upgrade, das gratis gewährt wird, weil das Flugzeug in der gebuchten Kabine ausgebucht ist. Also von Economy auf Premium Economy oder Business Class. Oder von Business Class auf First Class. Ein doppeltes Op-Up gibt es so gut wie nie: von Economy auf First Class.